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Israel, Juden und Frieden in den Lehrerhandbüchern der Palästinensischen Autonomiebehörde

Das ist die letzte der vier Studien innerhalb eines umfassenden Forschungsprojekts, welches 2015 begann. Zielsetzung war es, die in Lehrplänen der Palästinensischen Autonomiebehörde vermittelte Haltung zum jüdisch-israelischen „Anderen“ innerhalb des andauernden Konflikts sowie zu der Möglichkeit einer friedlichen Konfliktlösung zu untersuchen. Die drei vorherigen Studien untersuchten 364 Schulbücher in verschiedenen Fächern für alle Klassenstufen, die zwischen 2013 und 2018 veröffentlicht wurden.

Die vorliegende Studie untersucht das Thema aus einer anderen Perspektive – der von palästinensischen Lehrern. Sie beruht auf 89 Lehrerhandbüchern, die 2016-2018 erschienen.

Legen Lehrbücher für Schüler die Bausteine einer gewissen Realitätswahrnehmung und Werte offen, die eine Gesellschaft ihrer jungen Generation vermitteln möchte, so beinhalten Lehrerhandbücher gewöhnlich Hinweise, wie dies in der Praxis geschieht. Tatsächlich ermöglicht die vorliegende Studie die Fluchtlinien dessen, was als „Indoktrinierungsprozess“ bezeichnet werden kann und so wie er von der Palästinensischen Autonomiebehörde entworfen worden ist. Dieser wird in sämtlichen Schulen in die Praxis umgesetzt, einschließlich der UNRWA-Schulen, die im Westjordanland und im Gazastreifen die von der PA bereitgestellten Lehrmittel benutzen.

Der grundlegende Entwurf jener Indoktrinierung ist bereits im Rahmen der vorherigen Studien dargelegt worden. Demnach ist erwiesen, dass die in den Lehrbüchern vermittelte Haltung zum rivalisierenden „Anderen“, sowie zum Frieden auf drei Grundlagen beruht: nämlich auf Delegitimierung, auf Dämonisierung und auf Kriegsindoktrinierung anstelle einer

Friedenserziehung.  Die vorliegende Studie folgt diesem Entwurf und übernimmt die gleiche Darstellungsmethode der drei voraufgegangenen Studien: d.h. das nicht edierte Quellenmaterial wird mit minimaler Analyse dargeboten, damit es für sich selbst sprechen kann. Die Analyse folgt im Abschlusskapitel, das hier in Kürze vorgestellt wird.

Das meiste Indoktrinationsmaterial findet sich in Lehrerhandbüchern zum Fach Arabisch. Auf weniger Material dieser Art stößt man in Lehrerhandbüchern für nationale und islamische Bildung, sowie Geographie, Naturwissenschaften und Mathematik – und in geringerem Ausmaß für Kunst und Handwerk. Lehrerhandbücher für Sport waren vollkommen professionell gehalten, ohne Spuren politischer Indoktrination. Den größten Teil der Indoktrinierung gab es in den Klassenstufen 7-10.

Gemäß der erwähnten drei Grundlagen ergeben die wesentlichen Befunde zusammengefasst folgendes Bild:

  1. Delegitimierung der Existenz Israels, sowie überhaupt der jüdischen Präsenz im Land, auf der Basis des vermeintlichen exklusiven Rechts der Palästinenser auf das Land und die Verneinung jeglicher Rechte, die Juden dort haben könnten. Palästina ersetzt Israel als souveränen Staat in der Region, sowohl im Text als auch auf der Landkarte; das israelische Staatsgebiet vor 1967 wird als besetztes palästinensisches Territorium ausgewiesen; oft wird der Name „Israel“ mit dem „Okkupation“-Attribut ersetzt. Israels jüdische Bürger werden als kolonialistische Siedler betrachtet und ihre Städte – einschließlich Tel Aviv – sind auf Landkarten nicht verzeichnet oder erhalten arabische Namen. Ihre Geschichte im Land wird geleugnet, ebenso ihre heiligen Stätten vor Ort; ihre traditionellen Ansprüche bezüglich ihres antiken Heimatlandes werden als “gierige Ambitionen [atma’]” designiert.
  • Dämonisierung:  von Israel und von Juden. Beide werden als aggressiv, barbarisch, hasserfüllt und mit Ausrottungsbereitschaft dargestellt, so dass eine existentielle Bedrohung der Palästinenser von ihnen ausgeht. Juden werden mit herabwürdigenden Bezeichnungen wie „zionistische Banden“ und gehässiger Sprache beschrieben, auch Dehumanisierungen wurden festgestellt. Israel wird als Ursache allen Übels und als alleinverantwortlich für den Konflikt ausgemacht, während die Palästinenser als die ultimativen Opfer dargestellt werden. Auch ohne jeden Zusammenhang mit dem Konflikt werden Juden dämonisiert – als von Urbeginn an korrupte Nation und als Feinde des Islam, seit Anbeginn seiner Entstehung.
  • Aufruf zum gewaltsamen Befreiungskampf anstelle des Eintretens für eine friedliche Konfliktlösung. Frieden und Koexistenz mit Israel sind keine Optionen. Der gewaltsame Kampf ist nicht auf das Westjordanland und den Gazastreifen beschränkt, sondern umfasst vielmehr ganz Israel. Er wird religiös eingefärbt, indem die Notwendigkeit herausgestrichen wird, die Al-Aqsa Moschee sei zu befreien, da ihre Existenz gefährdet sei. Traditionelle islamische Jihad- und Märtyriumsideale werden überhöht und erhalten im Befreiungskampf eine herausragende Funktion. Tatsächlich gibt es eine Sprachbuchübung, die speziell zum Märtyrertum ermutigt. Terroristische Aktivität ist integraler Bestandteil dieses Kampfes, eine berühmte Terroristin wird zur nationale Heldin hochstilisiert und auf die gleiche Ebene mit Yassir Arafat und Aischa, der verehrten Ehefrau des Propheten Muhammad, gestellt. Auch das angebliche Recht auf Rückkehr der Nachkommen der Flüchtlinge von 1948 wird zum integralen Bestandteil des gewaltsamen Befreiungskampfes gemacht, insofern sie an ihre früheren Wohnorte zurückkehren sollen und zwar im befreiten Palästina, nicht im Staat Israel. Dass nach der Befreiung die überlebenden Juden auszurotten sind, wird unmissverständlich zu verstehen gegeben.

Die Lehrerhandbücher, die auf diesen Grundsätzen beruhen, trichtern diese unter Anwendung verschiedener Mechanismen den jungen Palästinensern ein. Feststellungen werden getroffen und auf unterschiedliche Art immer wieder aufs Neue wiederholt: Aussagen, Fragen und Aufgabenstellungen. Ein Thema wird in viele kleinteilige Details zerlegt, um es breit abzudecken. Auch Aktivitäten ohne Text werden von den Lehrerhandbüchern empfohlen, wie z.B. dramaturgisches oder journalistisches Arbeiten. Herabwürdigende Attribute und gehässige Sprache wird für die Beschreibung des jüdisch-israelischen „Anderen“ gebraucht bis zu jenem Punkt, der dem Mordaufruf gleichkommt. Besondere Bemühungen werden unternommen, um Schülern den Konflikt mit Geschichten nahe zu bringen, in die Kinder verwickelt sind, z.B. Konfrontationen mit israelischen Soldaten oder Verhaftungen von Familienmitgliedern der Kinder. Lehrer werden angewiesen, die Schüler zu ermutigen ihren Gefühlen über dämonisierende Fälle aus Geschichten des Unterrichtsstoffes Ausdruck zu verleihen.

Das Gesamtbild ist düster. Alles knüpft an eine fixe Idee an, wonach der „Andere“ die Ursache des eigenen Unglücks ist und daher jener „Andere“ zu beseitigen ist. Der Teil des Lehrplans, der auf den Konflikt Bezug nimmt, beruht auf Krieg, nicht auf Frieden und Koexistenz, wobei Delegitimierung und Dämonisierung die tragenden Säulen sind.  Auf diese Weise bürden palästinensische Pädagogen ihren Schülern eine düstere Zukunft von Hass und Elend auf, ohne jegliche Hoffnung, außer Märtyrer werden zu können- in einem nie endenden Kampf, der auf viele Jahre nur Schmerz und Leid hervorbringen kann.

Den Lehrerhandbüchern ist zu entnehmen, wie die Schüler dahingehend manipuliert werden sollen, dass sie gemäß einem überlegten Plan die beabsichtigten einseitigen Informationen erhalten und internalisieren, die angebrachten Gefühle dazu kultivieren und auf diese Weise blinde Werkzeuge und Handlanger des Systems werden. Keine Selbstkritik, keinerlei Versuch, andere Informationsquellen aufzutun, die Fragen aufwerfen, zu einem tieferen Verständnis führen und – tatsächlich – eine gesunde, denkende Persönlichkeit aufbauen könnten, die zum Wohl seiner oder ihrer eigenen Gesellschaft beitragen würde. So geht eine ganze Generation verloren.

Inzwischen hat die Palästinensiche Autonomiebehörde, die seit über 25 Jahren besteht, diese Situation zu verantworten. Aber an ihrer Verantwortung haben andere nichtpalästinensischen Akteure zu einem erheblichen Anteil mitzutragen. Allen voran UNRWA, die in ihren Schulen im Westjordanland und im Gazastreifen Lehrmaterialien der PA benutzt, ohne die geringste Anstrengung zu unternehmen, zur Umsetzung der UN-Standards der Friedenserziehung sowie des ausdrücklichen UN-Ziels, den Nahostkonflikt friedlich zu lösen, beizutragen.

Anstatt für die Sicherheit und das Wohl hunderttausender palästinensischer Schüler in ihrer Obhut zu sorgen, unterstützt sie die PA in ihrem Bemühen, aus Schülern Kanonenfutter des fortdauernden Konflikts zu machen.

Anstatt ein Ende des Konflikts anzustreben, tragen das Bildungssystem der UNRWA und die Geberstaaten, die es aufrechterhalten, zu dessen Fortsetzung bei. Das andauernde Elend und Leid der palästinensischen Jugend wird für lange Zeit ihr Verschulden bleiben.

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